Andere Zonen. Erogeneität des Filmischen und der Videoessay als Verkörperung

4.6.2021 / Online-Tagung „Szenen des Sexuellen“

Ausgehend von Freuds Begriff der Erogeneität einerseits und von Laura Marks’ und Vivian Sobchacks Theorie des Filmerlebnisses als einer körperlichen Erfahrung andererseits, lässt sich zeigen, dass Filme ein besonders akute Wahrnehmung dafür schaffen, inwiefern sexuelle Erregung nicht fix an bestimmte Quellen gebunden ist, sondern sich verschieben lässt. Der Film führt damit exemplarisch die Vielfalt erogener Zonen vor, bzw. er führt vor, wie alles potentiell zur erogenen Zone werden kann. Müsste man nicht diese Erogeneität des Films zum Ausgangspunkt seiner Analyse machen? Das filmanalytische Instrument des Videoessays stellt für mich eine Form dar, wie sich diese Erogeneität des Films nicht nur untersuchen, sondern ausagieren und erweitern lässt. Im Unterschied zur verbreiteten Form von Videoessays, die im Sinne eines didaktischen Erklärvideos gleichsam „von aussen“ die Gestaltungsmittel eines Filmes erläutern, ist meine Herangehensweise in Videoessays eine performative und körperliche: Es geht mir in meinen Videoessays vermehrt darum, mich bei der Analyse eines Films selber körperlich in diesen Film einzuschreiben und mit ihm zu interagieren (ohne Rücksicht auf allfällige analytische Abstinenzregeln). Als Beispiel könnte etwa mein Videoessay „Crossing“ (2020) dienen, der sich mit einer Szene aus dem Queercinema-Klassiker „Freak Orlando“ (1981) beschäftigt und wo es nicht nur darum geht, die transgressive Sexualität in Ottingers Film zu thematisieren, sondern auch darum, dass ich selbst die Position des Analytikers verlasse und mich in den Film und seine erogenen Zonen hineinbegebe.

Vortrag im Rahm der von mir mit organisierten Tagung „Szenen des Sexuellen“